(Bilder und ein Übersichtsplan folgen - die phantastischen Bilder und Detailpläne des Buches "Die Bundesfestung Ulm" und der DIN A5 Broschüre von Matthias Burger kann das allerdings nicht ersetzten! Im Shop erhältlich!)

Die Bauten auf der bayerischen Seite der Festung Ulm, die unter der Leitung des Festungsbaudirektors Theodor von Hildebrandt errichtet wurden, unterscheiden sich fundamental von der württembergischen Bauweise. Der Hauptbaustoff in Neu-Ulm sind gebrannte Ziegel, nur Verzierungen und Gesimse bestehen aus Kalkstein – also genau umgekehrt wie auf der Ulmer Seite. Bedingt durch die Lage in der Ebene, konnte man einerseits stärker schematisiert bauen – es entstanden vier nahezu identische Fronten, andererseits war es möglich den ganzen Mauerumzug mit einem Wassergraben zu versehen. Große Grabenwehren und ihre Flankierungseinrichtungen sind ein Hinweis auf den bayerischen Festungsbaustil. Eine weitere Besonderheit ist die Nummerierung der Neu-Ulmer Werke mit arabischen Ziffern.

Jede Front war insgesamt ca. 600 Meter lang. In der Mitte befand sich eine große Caponniere. Beiderseits davon waren die Escarpenmauern und der dahinter liegende Wall tenailliert, um für entsprechende Flankierung zu sorgen. Hinter der Caponniere überhöhte man den Wall in Form eines Cavaliers. Dies sorgte einerseits für erhöhte Geschützreichweite und  andererseits erreichte man so eine gewisse Abschnittsbildung um den Wall im Extremfall besser verteidigen zu können. Einen eher offensiven Charakter haben die Ausfalltore beiderseits jeder Caponniere. Hinter einer Tambourmauer, die der Escarpe vorgelagert war,  konnten sich geschützt Truppen versammeln, um einen in den Graben eingedrungenen Feind zu bekämpfen. Im gedeckten Weg jeder Front lagen starke Blockhäuser die den eingesetzten Infantrieeinheiten als Reduit dienen konnten.
Die Verbindung der einzelnen Fronten sollte durch starke Kernwerke erfolgen, die aber letztlich dem Rotstift zum Opfer fielen. Gebaut wurden lediglich Mörserbatterien, die durch seitliche Kasematten gesichert wurden.

Front 1 - 3
Den Beginn der Front bildete ein Blockhaus mit anschließendem Stauwehr, das für die Überflutung der Festungsgräben zu sorgen hatte. Im folgenden Wallstück befand sich das Augsburger Tor, eines der ursprünglich zwei großen Stadttore der Neu-Ulmer Seite.
Im Anschluss an die in Frontmitte gelegene Caponniere folgte der Durchbruch der Eisenbahnstrecke nach Augsburg. Im gedeckten Weg davor baute man ein Blockhaus, das die Sicherung dieser Bahnstrecke zu übernehmen hatte.
Werk Nummer 3 ist die Bastion an der Umwallungsspitze, die durch eine Poterne erreichbar war.
Die gesamte Front ist bis auf einige Reste und das Eisenbahnblockhaus nicht mehr vorhanden. Im Boden werden noch umfangreiche Bauwerksreste, z. B. der Bastion 3, vermutet!

Front 3 - 5
Diese Front war wegen ihrer Lage etwas stärker ausgebaut als die vorhergehende. Im gedeckten Weg wurden zwei Blockhäuser mit eigenen Höfen errichtet, die auch für Geschützverteidigung eingerichtet waren. Rechts der Caponniere 4 wurde 1865 ein drittes Stadttor, die so genannte "Mittlere Durchfahrt", durch die Gewölbe der rechten Flankenbatterie gebaut. Hinter der Bastion 5 befand sich das Kriegsspital der Neu-Ulmer Seite. Das Spital, die Caponniere 4 und das Glacis sind, neben vielen Bauwerksresten im Erdreich auf dem Gelände der Landesgartenschau 2008, erhalten. Ach ja - wir fanden im Jahr 2006 die steinerne Kasette, in die am 18. Oktober 1844 der Grundstein für Festung des "Rechten Donauufers" gelegt wurde.

Front 5 - 7
Diese Front entspricht weitgehend dem vorhergehenden Bauwerk. Auch hier errichtete man im gedeckten Weg zwei starke Blockhäuser. Die ab 1907 vorgenommene Entfestigung ging an dieser Front nahezu spurlos vorbei, weshalb  das gesamte Werk, bis auf die Blockhäuser, noch vollständig erhalten ist. Heute ist dieser Bereich fast allen Bürgern unter dem Namen "Glacis" bekannt - was streng genommen nicht richtig ist. Im Sommer zieht es jung und alt zu den Aufführungen oder in den Biergarten.

Front 7 - 9

Die rechte Flanke entspricht in ihrer Funktion und Bauweise der Front 1-3 auf der linken Seite. Rechts der Caponniere ist das Memminger Tor in die Umwallung eingefügt. Vorgelagert waren auch hier zwei Neu-Ulmer Standardblockhäuser. An der Donau endet die Front in einer Halbbastion mit einem Blockhaus und einem Wehr, mit dessen Hilfe man den Wasserstand in den Festungsgräben regulieren konnte. Die gesamte Front ist fast vollständig erhalten.

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