Die aktuelle Diskussion um die Neubebauung des „Lebkuchen-Weiss-Geländes“ und der „Flussmeisterei" ist geprägt von den Problemen der derzeitigen Nutzer – sie verlieren ihre Unterkunft und die Stadt Neu-Ulm einen zentral gelegenen Veranstaltungs- und Kulturstandort.
Doch was ist mit den denkmalpflegerischen Auswirkungen? Die sind ebenso sehr problematisch – aber darüber wurde in der Öffentlichkeit bisher wenig gesprochen. Es ist praktisch untergegangen, dass es hierbei weder um Lebkuchen, noch um Flussmeister geht. Bisher fehlte der Aufschrei aus der Bevölkerung, weil es niemandem bewußt ist und es eigentlich selbstverständlich sein sollte, Gebäude der Festung zu erhalten.
Das ganze Gelände an der kleinen Donau hatte beim Bau der Bundesfestung eine wichtige Rolle gespielt. Neben dem Proviantamt befand sich auch der Festungsbauhof, in dem zeitweise später die Garnisonsverwaltung untergebracht war. Diese Gebäude wurden im 2. Weltkrieg stark beschädigt und zusammen mit der Löwenbrauerei zugunsten des Donaucenters abgebrochen. Ebenso verschwanden alle weiteren Magazine und Kasernenbauwerke. Die Proviantmagazine sind heute die letzten der ursprünglich zahlreich vorhandenen Infrastrukturgebäude der Bundesfestung auf Neu-Ulmer Ufer!
In den vergangenen Jahren, vor allem im Festungs-Jubiläumsjahr 2009, wurde öffentlich mehrfach die Bedeutung der Festung für die an historischer Bausubstanz verarmten Stadt Neu-Ulm angesprochen – die Verantwortlichen bekannten sich klar zur Festung und zu einem sorgsamen Umgang damit. Endlich, so hofften wir, würden wir uns nicht mehr ständig für den grundsätzlichen Substanzerhalt einsetzen müssen – zu unserer Erleichterung, denn bei einem so großen Bauwerk bleibt uns noch Arbeit genug.
Seither wurden aber zahlreiche gut erhaltene Teile von Festungsmauern zugunsten von Neubauten südlich des Bahnhofs ohne spätere Verlaufsdarstellung im Bodenbelag und fast "über Nacht" aus dem Boden gerissen. Mehrfach wurde ein verbesserter Umgang mit den Bodendenkmalen gelobt - doch die freigelegte Bastion 3 (Künetteweg) müssen wir immer noch als gefährdet einstufen.
Im aktuellen Fall der Proviantmagazine droht sich der unsensible Umgang zu wiederholen. Die angestrebte Überbauung der historischen Gebäude und deren Integration in die neuen Baublöcke hört sich zunächst harmlos an. Fakt ist, dass das nicht im Sinne des Denkmalschutzes sein kann, da Form und Struktur der Magazine gänzlich verloren gingen. Das darf nicht passieren. Wie gesagt: Es gibt in Neu-Ulm keine vergleichbaren Bauwerke mehr! Zusätzlich, so der Plan, soll die Einfriedungs-mauer, die am Fußweg der Donau steht, um 2-3 Meter versetzt werden. Das liefe auf eine unnötige Zerstörung der Originalmauer hinaus.
Der Förderkreis Bundesfestung Ulm fordert die Erhaltung der Magazine als Einzelbauwerke bei der Neubebauung des Proviantamt-Areals! Nur so kann die Stadt Neu-Ulm ihre letzten erhaltenen Bauwerke dieser Art retten und darstellen. Die Verantwortlichen in Verwaltung und Stadtrat dürfen hier nicht wegsehen. Der Förderkreis Bundesfestung Ulm appelliert an sie, sich die Bedeutung der Proviantmagazine bewusst zu machen und dem Investor klare Vorgaben zum Erhalt zu machen.
Bild 1: Heutige Ansicht mit den beiden Magazinen - im Vordergrund die Krankenhausstr.
Bild 2: Geplante Überbauung: Das Dach ist abgenommen und das Gebäude überbaut - man sieht nur noch einen kümmerlichen Rest aus Ziegelstein. Im Vordergrund: Ebefalls die Krankenhausstr.
Bild 3: Ziegelstein Gebäude in der Mitte: Die 2003 abgebrochene Militärbäckerei 2 - dahinter stehen die beiden heute erhaltenen Magazine