14. März 2021
In Zeiten von Corona stehen natürlich die Vereinsarbeiten nicht still. Im Verborgenen erledigen zweier-Teams, immer unter Beachtung der AHA-Regeln, kleinere Pflege- und Erhaltungsarbeiten im Festungsmuseum sowie im Stadtgebiet. Zusätzlich werden Aktionen vorbereitet, Schriftverkehr bewältigt und z. B. im Fachbeirat „Landesgartenschau 2030“ mitgearbeitet. Unseren ehrenamtlich tätigen Mitgliedern ist es also nicht langweilig.
Extrem langweilig hingegen ist es anscheinend einigen skrupellosen Zeitgenossen. So kann man in den vergangenen Monaten im gesamten Stadtgebiet zunehmend beobachten, wie massiv sich Graffiti Symbole verbreiten. Kein Schild, keine Hauswand, kein Brückenbauwerk, keine Lärmschutzwand und kein denkmalgeschütztes Gebäude wird verschont.
Im Bereich der Festungsanlagen grassiert diese Form des „persönlichen Ausdrucks“ ebenfalls. In der Bildergalerie haben wir ein paar Beispiele zusammengestellt.
Besonders schlimm hat es das Fort Friedrichsau getroffen. Hier wurde so gut wie keine Mauer oder (Holz-) Türe verschont. Ein massives Geländer auf der Kapitaltraverse wurde umgerissen und, seit Jahren ein Problem, Dachziegel von der Kehlmauer abgenommen und in den Rasen geworfen. Hierdurch wird die Mauer undicht und die Ziegel beschädigen die Messer der Mähgeräte der Stadt Ulm.
Vorbildlich, und das nicht nur im Fort Friedrichsau, wird im Stadtgebiet Ulm seit einigen Jahren regelmäßig und punktuell der Schadbewuchs entfernt. Hierdurch wird nicht nur das Mauerwerk geschützt, sondern auch die denkmalgeschützen Bauwerke und markanten Wallanlagen hervorgehoben!
Im Bereich des Werk VI entlang des Hindenburgring wurde die Innenseite der Schleusenmauer beschädigt. Die westliche Bergfront (Werk XI) hinauf zur Wilhelmsburg ist ebenfalls im Focus der Täter.
Das zum Teil über 2,5m hohe Graffiti am Blaubeurer Tor wurde inzwischen von der Stadt Ulm „entfernt“ – vom über 160 Jahre alten Kalk- und Ziegelstein ist eine rückstandsfreie Entfernung fast unmöglich, sehr zeitaufwändig und kostspielig!
Auch die 32 Informationsstelen des 2009 eingeweihten Festungsrundweg sind immer wieder "Opfer" von Graffiti. Hier hatten wir aber als Verein dafür gesorgt, dass die Schmiereien entfernt wurden. Von 2010 - 2018 kontrolliere und reinigte eines unserer Mitglieder alle Stelen und Hinweisschilder. Ausgerüstet mit speziellen Chemikalien, Reinigungsbenzin, Handfeger und einem Akku-Schrauber mit Drahtbürstenaufsatz, waren nach 3 Tagen / Jahr alle Schilder wieder sauber.
Defekte oder fehlende Teile wurden der Stadt Ulm und Neu-Ulm gemeldet. Leider hat bisher nur in wenigen Fällen eine Behebung stattgefunden - in Teilen verständlich, weil die Verwaltungen mehr als ausgelastet sind.
Die Motivation zur Fortführung der Kontoll- und Reinigungstouren steigt bestimmt wieder, wenn ein Großteil der Defekte behoben ist ;-)
Erfreulichere Neuigkeiten gibt es hingegen vom Schleusenbauwerk der „Großen Blau“ zu berichten. Nachdem im März 2020 bereits das Pendent an der „Kleinen Blau“ (erste 4 Bilder) saniert wurde, wird aktuell die zweite Schleuse am Hindenburgring restauriert.
Im ersten Schritt wurde die „Dachauflage“ entfernt, das Bauwerk von oben abgedichtet und wird zum Schluss mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Die vorgesehene Begrünung ist auf das Mauerwerk abgestimmt und schadet ihm nicht.
Eine besondere Herausforderung für die Handwerker ist die Reparatur des Schleusen-Bogen. Eigens hierfür wurde eine schwimmende Arbeitsplattform konstruiert, von der aus die Abdichtung erfolgt - ein nicht alltäglicher Arbeitsplatz.
Auch aus Neu-Ulm gibt es gute Nachrichten. Im Oktober 2016 hatten unsere Mitglieder einen Bereich bei der Caponniere 6 vom Efeu befreit und Gehölz entfernt. Die Futtermauer war in einem sehr schlechten Zustand – die Abdeckplatten, die für eine trockene Mauer sorgen, drohten abzustürzen.
Wie in nahezu allen Festungswerken liegt die Ursache an der mangelnden, punktgenauen und regelmäßigen Pflege. Seit vielen Jahren empfehlen wir den Bewuchs von Erddächern, entlang von Mauern sowie an Traufkanten soweit zu entfernen, dass das Wurzelwerk die Mauer nicht zerstören kann. Wird dies nicht gemacht, dringt Wasser ins Gewölbe und oder verschiebt das Mauerwerk – so wie oben beschrieben.
Die Futter- oder Stützmauer wurde nun vorbildlich saniert und der Bereich vom Bewuchs befreit!
Etwa 150m westlich davon, im Bereich der rechten Flankenbatterie der Caponniere 6, musste auf der Wallanlage ein Baum entfernt werden. Die Fällung in diesem Gelände stellt die Planer vor große Probleme: Der Baum kann nicht klassisch gefällt werden und der Ort kann nicht mit schweren Forstmaschinen oder einem Kran befahren werden. Die Gefahr, dass das Mauern beschädigt werden, ist daher groß. So kam es, dass bei der aktuellen Pflegeaktion das Ziegeldach der Escarpenmauer einen Schaden davontrug. Dieser kann aber mit einem geringem Aufwand repariert werden.
Die gezielte Beseitigung von Bäumen, die eine Gefahr für Menschen und Bauwerk darstellen, sollte unbedingt fortgeführt werden.
Positiv aufgefallen ist uns auch, dass die Ludwigsvorfeste (Vorwerk 13) auf dem Wiley Gelände vom Schadbewuchs befreit wurde! (noch keine Bilder vorhanden)