Stand 01/2022
Infanteriestützpunkt 58
(Muthenhölzle)
Der Stützpunkt wurde während der ersten Wochen des Ersten Weltkrieges im Rahmen der Armierung der Festung Ulm erbaut. Er ist Teil des letzten vollständigen Befestigungsgürtels in der über 1000jährigen Festungsgeschichte Ulms, der die Stadt in einer Länge von 25 km umgab.
Infanteriestützpunkt 58 besteht aus sechs Wellblech-Beton-Unterständen unterschiedlicher Größe und Aufgabe (1 Untertreteraum, 4 Wacht-Räume, 1 Verband- oder Sanitätsraum). Ein ovaler Schützengraben mit hölzernen Unterschlupfen und Beobachtungsständen umgab die Gruppe. Laufgräben verbanden Unterstände und Schützengraben miteinander. Zusammen mit den benachbarten Schützengräben 56, 57, 59-62 und Infanteriestützpunkt 63 bildete er den Abschnitt Neu-Ulm, der gegen einen Angriff auf Süden sicherte.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlagen überstanden die Betonbauten dieser Anlage die Desarmierung der Festung (1916-1922), die Sprengungen der Amerikaner (1947) und die jüngere Zerstörungswelle der Stadt Neu-Ulm (1999-2013) ohne wesentliche Substanzverluste. Beschädigungen traten nur während des Ausbaus einer benachbarten Flakstellung ein und betrafen ausschließlich das Innere des Untertreteraums. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderten die wie Inseln in den Äckern liegenden Unterstände. Müll wurde in größeren Mengen in die Gebäude gekippt.
2012 erwarb der Förderkreis die vier mittleren Bauwerke zum Schutz gegen eine mittelfristig geplante Bebauung des Geländes. Er begann im März 2013 mit dem Freilegen und dem Ausheben der zugeschütteten Unterstände. Die Wiederherstellung des abgebrochenen Mauerwerks ist mittlerweile beendet, die zubetonierten Türen geöffnet und die nach den Originalplänen wiederhergestellten Holztüren eingebaut.
Die Wiederherstellung des abgebrochenen Mauerwerks ist mittlerweile beendet. Alle vier Unterstände haben ihre dicken Türen wieder erhalten. Im Wachtraum Nr. 2 wurde die Inneneinrichtung aus Sitzbänken, Wandtischen und Tornisterbrettern nach Originalplänen von 1914 eingebaut. Sie lässt deutlich erkennen, wie beengt hier die Soldaten im Falle einer Belagerung Ulms untergebracht worden wären.
Am 25. Oktober 2020 konnten wir der Oberbürgermeisterin Frau Katrin Albsteiger das Ergebnis vor Ort vorstellen. Es war das erste Treffen dieser Art zwischen ihr und unserem Verein, da Sie erst seit Mai 2020 im Amt ist.
Es ist die einzige erhaltene Befestigungsgruppe aus dem Ersten Weltkrieg auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und aus diesem Grund seit 1993 unter Denkmalschutz. Im Innern finden sich zahlreiche interessante bauliche Details und mehrere kleine Inschriften aus der Erbauungszeit. Der Stützpunkt dient als Außenstelle des Festungsmuseums Oberer Kuhberg; eine Besichtigung ist auf Anfrage möglich.
19.12.2021
In dieser Galerie können Sie die sich die positive Entwicklung ansehen, die durch das unermüdliche, ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder entstand. Wohin die Reise in den kommenden Jahren geht, bleibt abzuwarten. Sicherlich werden Maßnahmen erfolgen müssen, um das Gebäude gegen Feuchtigkeit abzudichten. Der Innenausbau diverser Räume wird ebenfalls fortgesetzt und die Grünpflege ein Dauerthema bleiben.
Wachsam werden wir auf jeden Fall bleiben müssen, wenn es um den Erhalt des Ensemles geht. Dies besteht nicht nur aus den 6 Einzelbauwerken, sondern auch aus den mittlerweile zugeschütteten Schützgräben, die die Räume verbanden. Eine Rekonstuierung oder Andeutung des Verlaufs bedeutet, dass das naheliegende Neubaugebiet in einem entsprechenden Abstand errichtet wird. Nur so kann das einzigartige Dankmal verstanden werden.
Die Entwickung des großen Untertreteraum im Zeitraffer:
Die Entwicklung des Wachtraum 2, in dem die beidruckende Rekonstruktion der Inneneinrichtung entstand: